Mittwoch, 10. November 2010

Im Reich der Achatschnecke

Eßlinger Zeitung, 05. November 2010

Leinfelden-Echterdingen: Neue Info-Tafeln erklären das Naturschutzgebiet Siebenmühlental

Gleich zwei Regierungspräsidenten sind gestern in Siebenmühlentag gefahren, um die neuen Informationstafeln für das neu ausgewiesene Naturschutzgebiet zu enthüllen. Stuttgarts Regierungspräsident Johannes Schmalzl und sein Tübinger Amtskollege Hermann Strampfer betonten, wie wichtig es angesichts des fortschreitenden Artensterbens es sei, Pflanzen und Tieren Rückzugsräume zu sichern. Der Mensch dürfe dabei aber nicht ausgeschlossen werden, hieß es.

Von Gesa von Leesen
Bis die beiden Regierungspräsidenten die Verordnung, die das Siebenmühlental zum Naturschutzgebiet erklärt, unterzeichnen konnten, gingen 15 Jahre ins Land. Die ursprüngliche Idee dazu kam vom Naturschutzbund Leinfelden-Echterdingen. Dessen Vertreter Rolf Gastel sagte, man sei stolz auf diesen Erfolg. Er kritisierte aber auch, dass zu wenig Geld für den Naturschutz zur Verfügung stehe.
In den 15 Jahren Verhandlungen und Abstimmungen mit den beteiligten Kommunen und Landwirten habe man die unterschiedlichen Interessen letztlich gut zusammengeführt, meinte Schmalzl. Er betonte, die Tal werde nicht wegen akuter Fehlentwicklungen unter Schutz gestellt, sondern vorausschauend: „So können wir eventuelle Begehrlichkeiten in der Zukunft abwehren.“ Das Naturschutzgebiet umfasst 100 Hektar und ist damit eines der größten im Raum Stuttgart. Hier gibt es mehr als 200 Pflanzenarten, 80 Vogelarten, 14 Amphibien und Reptilienarten sowie 50 Tag- und Nachtfalter. Der Eisvogel und der Neuntäter sind hier ebenso zu finden wie die Trollblume und das Breitblättriges Knabenkraut. Strampfer wies auf den Wert von solch einigermaßen intakten Gebieten auch für die Erholung hin: „Wollte man ein solches Gebiet aus dem Boden stampfen, würde das hunderte von Millionen Euro kosten.“
Der erste Bürgermeister von Leinfelden-Echterdingen Frank Otte freute sich ebenfalls über das Naturschutzgebiet: „Wir sind stolz darauf.“ Und auch wenn nicht alle mit den gefundenen Kompromissen zufrieden seien, denke er, dass die Akzeptanz mit der Zeit steigen werde. Dass es soweit noch nicht ist, zeigte die spontane Kritik des ansässigen Bauers Hans-Jörg Stäbler. Er beklagte, dass die Landwirtschaft nichts einbrächte, Ausgleichszahlungen für Naturschutz-Maßnahmen aber auch nicht.
Die fünf Informationstafeln, die 25.000 Euro gekostet haben, wurden schließlich auch noch enthüllt und Reinhard Wolf vom Regierungspräsidium Stuttgart erklärte, man wolle damit den Blick der zahlreichen Spaziergänger und Sportler im Tal auf die Kleinigkeiten in der Natur hinweisen: „Wer weiß schon, wie die glänzende Achatschnecke aussieht?“

„Jetzt habe ich ein komplettes Bild von der Arbeit“

Eßlinger Zeitung, 01. November 2010

OSTFILDERN-RUIT: Krankenpflege-Schülerinnen leiten eine Woche lang die Orthopädiestation

Nervös seien sie vorher alle gewesen, gesteht Marie Tröndle. „Aber wir haben uns in der Klasse ja gut vorbereitet, das hat viele Sorgen genommen. Und jetzt klappt es richtig gut.“ Die 26-Jährige ist eine von 22 angehenden Gesundheits- und Krankenpflegerinnen – früher Krankenschwester –, die in der vergangenen Woche ziemlich selbstständig eine Station im Paracelsus-Krankenhaus Ruit geleitet haben. Mit sichtlichem Spaß und Engagement haben sie ihre Aufgabe bewältigt.

Von Gesa von Leesen
Kurz vor Ende der Woche sind die jungen Frauen zwischen 20 und 30 Jahren und der eine junge Mann stolz auf die abgelieferte Leistung. Zum zweiten Mal hat sich die Krankenpflegeschule auf dieses Experiment eingelassen. „Im vorigen Jahr war das Ergebnis sehr positiv“, berichtet Fachlehrerin Esther Moosmann. „Die Schüler strengen sich enorm an, deutlich stehen die Patienten im Mittelpunkt und so soll es ja auch sein.“ Sie und Schulleiter Thomas Ruf halten diese Projektwoche „Just do it!“ für eine gute Vorbereitung aufs Examen. Und natürlich auf die Arbeit als examinierte Pflegekraft. Zur Vorbereitung hatte die Abschlussklasse sich in Arbeitsgruppen aufgeteilt: Es wurden Dienstpläne erstellt, mit dem Pflegepersonal der Station besprochen, wie der Tagesablauf aussieht. Gemeinsam übte man noch einmal, verschiedene Verbände anzulegen und Katheter zu verabreichen. „Nicht nur die Klasse ist engagiert dabei, auch die examinierten Kräfte, die Ärzte – alle hier im Haus“, so Ruf. „So etwas funktioniert auch nur, wenn man gemeinsam an einem Strang zieht.“
Zwar würden sie auch während ihrer Ausbildung ständig im praktischen Einsatz sein, berichtet Kerstin Maier, die von ihren Mitschülerinnen zur stellvertretenden Stationsleiterin gewählt worden ist, aber so richtig seien sie erst jetzt in die Arbeit hineingekommen. Sie und Marie Tröndle sind sich einig: Das Beeindruckendste an der Woche sei die Verantwortung gewesen. „Man kann abends nicht so schnell abschalten, sondern überlegt: Habe ich an alles gedacht“, beschreibt Kerstin Maier ihre Seelenlage. „Als Schülerin fragt man schnell eine Examinierte“, sagt Tröndle. „Jetzt wollten wir das ja vermeiden und selbst die richtigen Entscheidungen treffen.“ Selbstverständlich standen Mitglieder der „echten“ Belegschaft jederzeit bereit, Hilfe zu leisten. „Und am Anfang ist es mir ziemlich schwer gefallen, nicht einzugreifen“, sagt Schwester Ute, die sonst die Stationsleitung innehat. Doch es habe keinerlei schwerwiegende Zwischenfälle gegeben, bei denen die Examinierten hätten eingreifen müssen. „Die Schülerinnen haben das richtig gut gemeistert.“
Auch die Patienten freuten sich über die neuen Gesichter auf der Orthopädie- und Unfallstation. „Die machen das gut“, so das Fazit von Ömer Subas, der mit einer Knieprothese im Krankenhaus liegt. Weil mit dem Schülerprojekt mehr Pflegepersonal als normalerweise auf Station war, blieb für die Patienten mehr Zeit übrig. Marie Tröndle hat das genossen. „Und ich habe jetzt viel besser begriffen, warum die Abläufe sind wie sie sind. Sonst bekommt man immer nur einen Ausschnitt mit, nun habe ich ein komplettes Bild.“

Mit Stuttgart 21 die Wahl gewinnen

Eßlinger Zeitung 17.Oktober 2010
Plochingen: CDU-Kreisparteitag verzichtet auf Debatten und stellt sich hinter das Bahnprojekt

Das Thema Stuttgart 21 schweißt die CDU offensichtlich zusammen. Das war deutlich zu spüren beim Kreisparteitag am Freitagabend in Plochingen. 233 Mitglieder waren gekommen, auffällig mehr als sonst, stellte Versammlungsleiter Markus Grübel fest. Ein knappes halbes Jahr vor der Landtagwahl deuten Umfragen auf ein historisch schlechtes Abschneiden der Christdemokraten in Baden-Württemberg hin. Das mobilisiert. Mit einer betont kämpferischen Rede für Stuttgart 21 schwor Staatssekretär Dietrich Birk seine Parteifreunde auf den Wahlkampf ein.

Von Gesa von Leesen

Seit 1953 Jahren stellt die CDU den Ministerpräsidenten, das müsse auch so bleiben, beschwor der stellvertretende Landesvorsitzende seine Parteifreunde. Birks Rede war ausschließlich Stuttgart 21 und der Neubaustrecke Wendlingen - Ulm gewidmet. Beides sei für Baden-Württemberg „herausragend wichtig“. Alle Parlamente hätten mit großer Mehrheit dafür gestimmt. Den Bahnstreckenbau durch das Filstal im 19. Jahrhundert habe der damalige König auch gegen Widerstände durchsetzen müssen, führte Birk aus.
Dass nach 15 Jahren Diskussion und Planung „jetzt die Gegner aus allen Löchern kommen und das Projekt kippen“ wollen, dürfe nicht passieren. Birk warf den Stuttgart-21-Gegnern vor, die freiheitlich-demokratische Grundordnung in Frage zu stellen. Die Forderung der SPD nach einem Volkentscheid lehnte der 43-Jährige ab. Das sei weder rechtlich noch politisch machbar. Auch die Grünen, die laut jüngster Umfrage im Auftrag des Spiegels mit 32 Prozent nur 2 Prozent hinter der CDU liegen, bekamen ihr Fett weg. Sie würden sich „einseitig auf die Seite der Demonstranten schlagen“, das sei „keine verantwortungsvolle Haltung“, befand Birk. „Dieses Land darf unter keinen Umständen rot-grünen Spielereien überlassen werden. Nur die CDU garantiert Stabilität.“ Applaus. Birk räumte ein, dass die Stuttgart-21-Befürworter zu lange gewartet hätten, bis sie sich offensiv für das Milliardenprojekt eingesetzt habe. Doch nun sei man aufgewacht. Zur Motivation hatte die Parteitagsregie auf jeden Platz einen „Für S21“-Sticker gelegt, der mehr oder weniger eifrig ans Revers gesteckt wurde. Birk gab sich überzeugt, dass die Christdemokraten es schaffen werden, bis zur Wahl am 27. März die Menschen zu überzeugen und dass „wir wieder drei Landtagsabgeordnete stellen und die Regierung mit Stefan Mappus“. Eine entsprechend Resolution für Stuttgart 21 verabschiedete der Parteitag mit zwei Gegenstimmen und ohne Diskussion.
Ebenso glatt verlief die Beratung der zwei Anträge. Ohne Debatte beschloss man, die Mitgliederzeitschrift der Jungen Union finanziell zu unterstützen. Der Antrag des Gemeindeverbandes Deizisau, unter Ausschluss der Öffentlichkeit die aktuelle Situation und das Erscheinungsbild der CDU zu diskutieren, ging ebenso glatt über die Bühne. Die Wahl zum neuen Kreisvorstand brachte keine Überraschung. Der neue ist der alte: Thaddäus Kunzmann wurde als Vorsitzender mit 181 von 224 Stimmen bestätigt. Auch seine Stellvertreter bleiben Ulrich Bauer und Volker Haug.

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